Mobbing:
Ein komplexes Phänomen

Entdecken Sie, was Mobbing ausmacht, die verschiedenen Formen von Mobbing und wie man es erkennt. Erfahren Sie zudem, welche präventiven Maßnahmen und effektiven Strategien Schulen einsetzen können, um Mobbing vorzubeugen und zu bekämpfen.

Inhalte zum Thema Mobbing

Was ist Mobbing und ab wann spricht man von Mobbing? Typische Kennzeichen und Definition

Mobbing lässt sich nicht immer eindeutig abgrenzen, doch es gibt typische Kennzeichen, die dabei helfen, ein bestimmtes Verhalten als Mobbing einzustufen.

Ein erstes Merkmal ist die Systematik und Absicht der Handlungen. Diese erfolgen regelmäßig und mit der gezielten Absicht, dem Opfer Schaden zuzufügen. Darüber hinaus erstreckt sich Mobbing über einen längeren Zeitraum. Eine einmalige Auseinandersetzung oder ein isolierter Konflikt wird in der Regel nicht als Mobbing betrachtet. Ein weiteres Kennzeichen ist das ungleiche Machtverhältnis zwischen Mobber und Opfer. Oft besteht ein Ungleichgewicht in sozialer, physischer oder hierarchischer Hinsicht, das der Mobber ausnutzt.

Opfer von Mobbing erfahren häufig eine soziale Isolierung und verlieren dadurch die Unterstützung in ihrem sozialen Umfeld. Diese Isolation verstärkt das Gefühl der Hilflosigkeit und Abhängigkeit. Schließlich hat Mobbing schwerwiegende Konsequenzen für das Opfer. Es kann zu erheblichen psychischen Belastungen wie Angstzuständen, Depressionen und einem geringen Selbstwertgefühl führen.

Diese Kennzeichen verdeutlichen, dass Mobbing nicht nur durch einzelne Vorfälle, sondern durch die systematische und langfristige Schädigung einer Person gekennzeichnet ist.

Opfer von Mobbing können grundsätzlich alle Menschen werden, jedoch gibt es bestimmte Merkmale und Situationen, die das Risiko erhöhen, gemobbt zu werden. Oftmals werden Menschen, die in irgendeiner Weise als „anders“ wahrgenommen werden, zur Zielscheibe von Mobbern. Beispiele dafür sind die soziale Herkunft, die sexuelle Orientierung, besondere Interessen, herausstechendes Aussehen.

Was gilt als Mobbing und was nicht?

Es ist wichtig, den Unterschied zwischen einem einmaligen Konflikt und systematischem Mobbing zu erkennen. Sobald Handlungen wiederholt und gezielt gegen eine Person gerichtet sind, insbesondere wenn ein Machtungleichgewicht besteht und das Opfer erheblich leidet, kann man von Mobbing sprechen.

Nicht als Mobbing gilt:

  • Einmalige Konflikte: Ein isolierter Streit; eine einmalige Auseinandersetzung oder Meinungsverschiedenheiten sind kein Mobbing.

  • Konstruktive Kritik: Auch wenn sie unangenehm ist, gehört sachliche Kritik nicht zum Mobbing, sofern sie nicht systematisch entwertend erfolgt.

  • Unbeabsichtigte Handlungen: Wenn jemand unbeabsichtigt eine andere Person verletzt, ohne böse Absicht oder Wiederholung.

  • Wettbewerb: Gesunder Wettbewerb ist ein Teil des Lebens und nicht mit Mobbing zu verwechseln.

Welche Arten von Mobbing gibt es?

1. Verbales Mobbing:

  • Beleidigungen: Ständige, gezielte Beleidigungen oder abwertende Kommentare.

  • Schikanierung: Spott, Sarkasmus oder ständiges Kritisieren ohne sachliche Grundlage.

  • Drohungen: Verbale Drohungen, die darauf abzielen, Angst zu verbreiten oder die Person einzuschüchtern.

2. Physisches Mobbing:

  • Körperliche Angriffe: Schlagen, Treten, Stoßen oder andere Formen von körperlicher Gewalt.

  • Beschädigung von Eigentum: Absichtliches Zerstören oder Stehlen von persönlichen Gegenständen der betroffenen Person.

  • Einschüchterung durch physische Präsenz: Eine Person wird durch körperliche Nähe oder Gesten bedroht.

3. Psychologisches Mobbing:

  • Manipulation: Personen werden psychisch manipuliert, um ihr Selbstwertgefühl zu untergraben.

  • Isolierung: Das bewusste Ausschließen einer Person aus sozialen Gruppen oder Aktivitäten.

  • Verbreitung von Gerüchten: Verbreitung falscher Informationen oder Klatsch, um das Ansehen der betroffenen Person zu schädigen.

4. Soziales Mobbing:

  • Ausschluss aus Gruppen: Systematisches Ignorieren oder Ausschließen aus Gruppenaktivitäten.

  • Anstiftung zur Ablehnung: Andere Personen werden aktiv dazu angestiftet, die betroffene Person zu meiden oder schlecht über sie zu denken.

  • Verleumdung: Die Verbreitung von Lügen oder verleumderischen Geschichten, um den Ruf der Person zu schädigen.

5. Cybermobbing:

  • Beleidigungen und Drohungen online: Über soziale Netzwerke, E-Mails, Foren oder andere digitale Kanäle werden verletzende Nachrichten, Fotos oder Videos verbreitet.

  • Verbreitung peinlicher Inhalte: Veröffentlichen oder Teilen von peinlichen Bildern oder Videos ohne Zustimmung der betroffenen Person.

  • Ausschluss aus Online-Gruppen: Jemand wird absichtlich aus digitalen Gruppen oder sozialen Netzwerken ausgeschlossen oder blockiert.

  • s. hierzu auch unseren Beitrag

6. Mobbing am Arbeitsplatz (auch „Bossing“ oder „Bullying“ genannt):

  • Schikanen durch Vorgesetzte: Vorgesetzte setzen ihre Machtposition ein, um Mitarbeiter systematisch zu demütigen, zu überfordern oder zu isolieren.

  • Untergraben von Arbeitsergebnissen: Absichtliches Verhindern oder Sabotieren der Arbeitsleistung einer Person.

  • Unfaire Aufgabenverteilung: Bewusste Zuweisung von unangemessenen oder unrealistischen Aufgaben, um den Mitarbeiter scheitern zu lassen.

7. Mobbing in der Schule (Schul-Mobbing):

  • Physische Gewalt: Schüler werden geschlagen, getreten oder anderweitig körperlich verletzt.

  • Soziale Ausgrenzung: Schüler werden von Klassenaktivitäten oder sozialen Kreisen ausgeschlossen.

  • Spott und Hänseleien: Regelmäßiges Verspotten, Hänseln oder das Verbreiten von Gerüchten unter Schülern.

8. Sexuelles Mobbing:

  • Ungewollte sexuelle Annäherungen: Jemand wird durch unangemessene sexuelle Kommentare, Gesten oder Berührungen belästigt.

  • Verbreitung von sexistischen Gerüchten: Verbreitung von Gerüchten, die auf das sexuelle Verhalten oder die sexuelle Orientierung der Person abzielen.

Jede dieser Mobbing-Arten kann einzeln auftreten oder in Kombination mit anderen Formen, was die Auswirkungen auf die betroffene Person noch verstärken kann.

Anzeichen von Mobbing

Mobbing kann verschiedene Anzeichen aufweisen, die sowohl auf individueller Ebene bei der betroffenen Person als auch auf organisatorischer Ebene erkennbar sind. Diese Anzeichen können subtil oder offensichtlich sein und betreffen oft das Verhalten, die Emotionen und die körperliche Gesundheit der betroffenen Person. Insgesamt sind die Anzeichen allerdings sehr subjektiv und müssen immer fallbezogen betrachtet werden.

Zu den verhaltensbezogenen Anzeichen gehört, dass sich die betroffene Person zunehmend sozial isoliert und sich von Kollegen, Mitschülern oder sozialen Gruppen zurückzieht. Häufig vermeidet sie bestimmte Personen, Orte oder Situationen, die mit Mobbing in Verbindung stehen. Plötzliche Verhaltensänderungen wie unerklärliche Aggressivität oder Reizbarkeit können ebenfalls auf Mobbing hinweisen. Darüber hinaus kann es zu Schul- oder Arbeitsverweigerung kommen, was sich in häufigem Fehlen, Krankheitstagen oder unerklärlichen Abwesenheiten äußert. Ein weiteres Anzeichen kann ein Leistungsabfall in der Schule oder am Arbeitsplatz sein, der oft mit Konzentrationsschwierigkeiten einhergeht.

Emotionale Anzeichen zeigen sich in Form von Angst und Unsicherheit, die insbesondere in bestimmten sozialen Situationen deutlich werden. Die betroffene Person kann Symptome von Depressionen wie Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit oder verminderte Motivation entwickeln. Ein vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sind ebenfalls häufige Begleiterscheinungen. In einigen Fällen fühlt sich die Person verzweifelt und zeigt Anzeichen von Hilflosigkeit oder Resignation gegenüber der Situation. Unerklärliche und plötzliche Stimmungsschwankungen, bei denen die Person von traurig und ängstlich zu wütend oder aggressiv wechselt, können ebenfalls ein Hinweis auf Mobbing sein.

Körperliche Anzeichen von Mobbing umfassen häufige Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen (Übelkeit, Durchfall, Magenschmerzen), die keinen offensichtlichen medizinischen Grund haben. Schlafstörungen und auch Probleme beim Ein- oder Durchschlafen, Albträume oder Schlaflosigkeit können ebenfalls auftreten. Veränderungen im Essverhalten, die zu Appetitverlust oder Gewichtsschwankungen führen, sind ebenfalls ein mögliches Anzeichen. In Fällen von physischem Mobbing können sichtbare Verletzungen wie Prellungen oder Kratzer auftreten.

In der sozialen Umgebung kann sich Mobbing durch eine Änderung des sozialen Umfelds der betroffenen Person zeigen. Sie wird plötzlich von Freundeskreisen oder Gruppen ausgeschlossen oder es entsteht eine allgemeine Feindseligkeit bzw. Spannung in der Gruppe, die sich gegen die betroffene Person richtet. Gerüchte und negativer Klatsch über die Person können sich vermehren. Offensichtlich unfaire Behandlung, wie eine unfaire Aufgabenverteilung, ständige Kritik, das Verweigern von Hilfe oder das Ignorieren der Beiträge der betroffenen Person, kann ebenfalls ein Hinweis auf Mobbing sein.

Bei Cybermobbing zeigt sich die betroffene Person möglicherweise dadurch, dass sie plötzlich ihre Social-Media-Konten deaktiviert oder sich aus sozialen Netzwerken zurückzieht. Das Opfer vermeidet womöglich den Umgang mit dem Smartphone in der Öffentlichkeit, um den Tätern keine offensichtliche Reaktion zu zeigen. In einigen Fällen zeigt sich aber auch eine vermehrte Nutzung von digitalen Geräten, gefolgt von einem emotionalen Rückzug oder einem emotionalen Absturz nach der Nutzung.

Mobbing in der Schule: Prävention und Maßnahmen Mobbing an Schulen ist ein ernstes Problem, das weitreichende Folgen für die Betroffenen haben kann. Es ist daher wichtig, sowohl präventive Maßnahmen zu ergreifen als auch bei bestehenden Mobbingfällen schnell und effektiv zu handeln.

Prävention und Maßnahmen von Mobbing an Schulen

Die Prävention von Mobbing und der Umgang mit Mobbing in der Schule erfordern ein ganzheitliches und kontinuierliches Engagement von Lehrern, Schülern, Eltern und der gesamten Schulgemeinschaft. Durch eine Kombination aus präventiven Maßnahmen, sofortiger Intervention und langfristigen Strategien können Schulen ein Umfeld schaffen, in dem Mobbing keinen Platz hat und alle Schüler sicher und respektvoll miteinander umgehen.

Prävention

Stärkung des sozialen Klimas:

Schulen können gemeinsame Werte wie Empathie, Respekt und Verantwortungsbewusstsein fördern. Dies sollte in den Lehrplan integriert und durch Schulregeln, Veranstaltungen und Projekte unterstützt werden.

Es sollte ein Klima des gegenseitigen Respekts herrschen, bei dem Unterschiede gefeiert und nicht verurteilt werden. In den Klassen kann dies durch regelmäßige Klassenräte und kooperative Lernformen, welche die Kommunikation und das gegenseitige Verständnis fördern, erreicht werden.

  • Sensibilisierung:

Regelmäßige Workshops und Projekte zum Thema Mobbing sensibilisieren Schülerinnen, Lehrerinnen und Eltern für die Problematik und fördern ein Bewusstsein für respektvollen Umgang miteinander. Lehrer*innen und Schulpersonal sollten durch ihr Verhalten ein positives Vorbild für respektvollen Umgang darstellen.

  • Klare Regeln und Konsequenzen:

Schulen sollten klare Regeln gegen Mobbing haben, die sowohl für Schüler als auch für Lehrer gelten. Diese Regeln sollten klar kommuniziert werden, sodass jeder weiß, welche Verhaltensweisen akzeptabel sind und welche nicht. Wichtig ist, dass bei Mobbingfällen konsequent Maßnahmen ergriffen werden, um ein Zeichen zu setzen und zu verdeutlichen, dass solches Verhalten an der Schule nicht toleriert wird.

Maßnahmen bei bestehenden Mobbingfällen

Sobald Mobbing vermutet oder festgestellt wird, sollten Lehrer und Schulpersonal sofort eingreifen. Dies kann durch direkte Ansprache der beteiligten Schüler geschehen, um das Verhalten zu stoppen und zu klären. Es müssen sofortige Maßnahmen ergriffen werden, um das Opfer zu schützen und weitere Übergriffe zu verhindern. Eine neutrale Person, z.B. ein Schulpsychologe, ein Vertrauenslehrer oder Sozialarbeiter, kann die Mediation übernehmen und vermitteln und Unterstützungsperson für das Opfer sein.

Der Schülerschaft sollten stets anonyme Meldemöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden. Nicht jedes Opfer ist direkt bereit offen über die Vorkommnisse zu sprechen oder hat sogar Angst vor weiteren Schwierigkeiten durch das Melden. Beispiele wären ein Kummerkasten in der Schule oder auch sichere Online-Plattformen zum Melden von Mobbingfällen.

 

Rolle der Eltern und Lehrer

Es ist wichtig, dass Eltern mit ihren Kindern offen über das Thema Mobbing sprechen und vor allem auch ihnen zuhören und auf Verhaltensänderungen achten. Eltern können das Selbstbewusstsein ihrer Kinder stärken, indem sie sie unterstützen und ermutigen die Vorfälle bei entsprechenden Stellen zu melden.

Bei konkreten Vorfällen in der Schule sollten auch die Eltern eng mit der Schule zusammenarbeiten, um eine Lösung zu finden.

Das Lehrpersonal hat generell wachsam zu sein, um Anzeichen von Mobbing frühzeitig zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Die Schule muss kontinuierlich an ihrer Entwicklung arbeiten und Maßnahmen zur Prävention von Mobbing in ihre Schulprogramme integrieren. Regelmäßige Fortbildungen des Lehrpersonals sind ein Baustein, um sicherzustellen, dass das Wissen und die Kompetenzen im Umgang mit Mobbing stehts auf dem aktuellen Stand sind.

Die Effektivität von Präventionsmaßnahmen kann dabei auch durch die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern, wie z.B. Jugendämtern, Beratungsstellen und Vereinen, erhöht werden.

Mobbing ist ein komplexes Problem, das nicht von heute auf morgen gelöst werden kann. Es erfordert ein langfristiges Engagement aller Beteiligten. Durch eine enge Zusammenarbeit von Schulen, Eltern und anderen Akteuren kann jedoch ein Umfeld geschaffen werden, in dem sich alle Schüler*innen sicher und wohlfühlen.