Sexting: Was ist das und welche Risiken birgt es? Ein umfassender Ratgeber mit 10 Tipps für Eltern, um ihre Kinder aufzuklären und zu sensibilisieren

Inhalte zum Thema Resilienz

Sexting ist ein weitverbreitetes Phänomen, insbesondere unter Jugendlichen. Doch was genau versteht man darunter und welche Gefahren birgt es? In diesem Artikel klären wir alle wichtigen Fragen rund um das Thema Sexting und geben Eltern 10 Tipps, um ihre Kinder über die damit verbundenen Risiken aufzuklären und ihnen präventive Maßnahmen an die Hand zu geben.

Was ist Sexting?

Definition und Begriffserklärung

Sexting setzt sich aus den Wörtern “Sex” und “Texting” (engl.: „Nachricht schreiben“) zusammen und bezeichnet den Austausch von sexuell expliziten Nachrichten, Fotos oder Videos über digitale Kommunikationsmittel wie Smartphones und soziale Netzwerke.

In den letzten Jahren hat Sexting immer mehr an Bedeutung gewonnen, insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Es wird als Form der Intimität und Kommunikation gesehen, die durch die Verbreitung von Smartphones und sozialen Medien begünstigt wurde.

 

Was zählt alles zu Sexting?

Sexting kann auf verschiedene Arten und Weisen stattfinden. Dabei handelt es sich entweder um private Nachrichten (z. B. zwischen Partnern) oder weniger vertrauliche Inhalte, die z.B. in Gruppen oder auf Plattformen geteilt werden.

Beispiele dafür sind:

Erotische Nachrichten/Emojis

  • Texte, die sexuelle Wünsche und Fantasien ausdrücken oftmals auch in Verbindung mit andeutenden Emojis. Diese können von einfachen Komplimenten bis hin zu detaillierten Beschreibungen von erotischen Szenarien reichen.

  • Beispiel: „Ich kann es kaum erwarten, dich heute Abend zu sehen.

(Nackt-)Fotos

  • Fotos, die intime Körperteile oder den gesamten nackten Körper zeigen.

  • Beispiel: Ein Selfie im Spiegel, das den nackten Oberkörper zeigt.

Sexuell suggestive Videos/erotische GIFs

  • Videos/GIFs, in denen sexuelle Handlungen oder suggestive Bewegungen gezeigt werden.

  • Beispiel: Ein kurzes Video, in dem man sich verführerisch bewegt oder einen Striptease andeutet.

Audio-Nachrichten

  • Aufgenommene Nachrichten, in denen erotische oder sexuelle Fantasien gesprochen werden. Diese können besonders intim wirken, da die Stimme des Absenders zu hören ist.

  • Beispiel: Eine Aufnahme, in der intime Dinge geflüstert oder erotische Szenarien beschrieben werden.

Motive und Gründe für Sexting

Die Gründe für Sexting sind vielfältig und können von Person zu Person unterschiedlich sein. Häufig wird Sexting als Ausdruck von Zuneigung, Vertrauen und Intimität in einer Beziehung gesehen. Es ermöglicht Intimität und sexuelle Anziehung aufrechtzuerhalten, besonders wenn die Partner räumlich getrennt sind.

Für manche ist es auch Neugierde, der Ausdruck der eigenen Sexualität und damit verbundenen Fantasien, sexuelle Erregung oder der Wunsch nach Anerkennung, auch von teilweise fremden Personen im Netz.

Ist Sexting also normal?

Die kurze Antwort: Ja, Sexting ist in vielen Teilen der Gesellschaft ein normaler Bestandteil der sexuellen Kommunikation. Studien zeigen, dass eine beträchtliche Anzahl von Erwachsenen und Jugendlichen regelmäßig Sexting betreibt. Es ist eine gängige Praxis, die in verschiedenen Altersgruppen und sozialen Schichten vorkommt.

Allerdings ist Normalität relativ – Was als normal angesehen wird, hängt von kulturellen, sozialen und persönlichen Faktoren ab.

Wichtig ist immer, dass alles freiwillig, innerhalb der rechtlich erlaubten Möglichkeiten und einvernehmlich geschieht.

Was sind die Gefahren von Sexting?

Sexting birgt nicht nur Nervenkitzel, sondern auch vielfältige Gefahren und Risiken, z.B.

Verlust der Privatsphäre

  • Einmal über digitale Kommunikationsmittel (z.B. WhatsApp, Instagram, Snapchat) geteilt, können die Inhalte online veröffentlicht oder an andere Personen weitergeleitet werden, was zu erheblichen Verletzungen der Privatsphäre führen kann.

Cyber-Mobbing und Belästigung

  • Sexting-Inhalte können als Mittel zur Belästigung oder zum Mobbing verwendet werden. Personen, die intime Bilder oder Nachrichten erhalten, könnten diese nutzen, um das Opfer zu erpressen, zu demütigen oder öffentlich bloßzustellen.

  • Siehe hier auch unseren Blogbeitrag zum Thema Cyber-Mobbing

Erpressung und Sextortion

  • Erpresser könnten drohen, intime Bilder oder Nachrichten zu veröffentlichen, es sei denn, das Opfer kommt bestimmten Forderungen nach. Diese Praxis, bekannt als Sextortion, kann zu schwerwiegenden psychischen und finanziellen Belastungen führen.

Psychische Belastungen und emotionaler Stress

  • Der Verlust der Kontrolle über persönliche und intime Inhalte kann erheblichen emotionalen Stress verursachen. Betroffene können Angst, Scham, Schuldgefühle und Depressionen entwickeln, insbesondere wenn die Inhalte öffentlich gemacht werden.

Rufschädigung und soziale Konsequenzen

  • Die Veröffentlichung oder Verbreitung intimer Inhalte kann den Ruf und das soziale Ansehen der betroffenen Person erheblich schädigen. Dies kann Auswirkungen auf das berufliche und private Leben haben und zu Isolation und Stigmatisierung führen.

Langfristige Auswirkungen

  • Kursieren intime Inhalte erst einmal im Netz, können diese jahrelang und immer wieder auftauchen. Dies kann damit auch langfristige Auswirkungen auf die persönliche und berufliche Zukunft der betroffenen Person haben.

Rechtliche Konsequenzen

  • Sexting kann rechtliche Probleme verursachen, insbesondere wenn Minderjährige beteiligt sind. In vielen Ländern ist das Versenden und der Besitz von sexuell expliziten Bildern von Minderjährigen illegal, auch wenn die Bilder von den Minderjährigen selbst stammen. Dies kann zu strafrechtlichen Anklagen und langwierigen juristischen Auseinandersetzungen führen.

Wann ist Sexting strafbar?

In Deutschland ist Sexting strafbar, wenn es gegen bestimmte gesetzliche Regelungen verstößt. Hier kommen ein paar rechtliche Fakten:

Jugendgefährdende Inhalte (§184 StGB) und Verbreitung und Besitz von Kinderpornografie (§ 184b und § 184c StGB):

Bei dem Wort „Kinderpornografie“ denkt man oft an die Horrorgeschichten aus dem Fernsehen, in denen es um wirklich junge Kinder geht.

Fakt ist aber, dass in Deutschland das Versenden, Empfangen, Besitzen und Verbreiten von Bildern oder Videos, die sexuelle Handlungen von Minderjährigen (d.h. Personen unter 18 Jahren!) strikt verboten, strafbar sind und als Kinderpornografie gelten. Dies gilt auch, wenn die Minderjährigen diese einvernehmlich aufnehmen und verbreiten. Allein die Aufforderung an Minderjährige solche Inhalte zu teilen oder selbst an Minderjährige zu schicken ist strafbar (Verbreitung jugendgefährdender Schriften).

Sexting unter 18 Jahren ist also rechtlich gesehen tabu.

Verbreitung pornografischer Inhalte ohne Zustimmung (§184 StGB):

In Deutschland kann das Versenden von pornografischen Inhalten ohne Zustimmung (z.B. das Verschicken eines Dickpicks) als Vergehen geahndet werden. Insbesondere dann, wenn der Empfänger minderjährig ist (s. oben) oder die Bilder öffentlich zugänglich gemacht werden. Es gilt als Belästigung und Betroffene haben das Recht rechtliche Schritte einzuleiten und Anzeige zu erstatten.

Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen (§ 201a StGB) und Verletzung des Rechts am eigenen Bild (§ 22 KunstUrhG) :

Das Veröffentlichen oder Verbreiten (z.B. Weiterleiten an Freunde) von Nacktbildern oder Videos ohne Einwilligung der abgebildeten Person ist strafbar. Zudem dürfen keine heimlichen Aufnahmen gemacht und ohne Zustimmung verbreitet werden.

Ein Verstoß kann zivilrechtliche Konsequenzen haben und gegebenenfalls auch strafrechtlich verfolgt werden.

 

10 Tipps für Eltern

Wie wir bereits beleuchtet haben, gewinnt das Thema Sexting in der digitalen Ära immer mehr an Bedeutung. Es ist also äußerst wichtig bereits Kinder über die damit verbundenen Risiken aufzuklären und ihnen zusätzlich präventive Maßnahmen an die Hand zu geben.

Es folgen nun 10 wertvolle Tipps, wie Sie ihr Kind für das Thema Sexting sensibilisieren können.

Frühe und offene Kommunikation etablieren

Der erste und wichtigste Schritt ist frühzeitig und offen mit Ihrem Kind über jegliche (sexuelle) Themen und Fragen zu sprechen. Diese Gespräche sollten immer altersgerecht und verständnisvoll geführt werden.

Eine offene Kommunikation schafft Vertrauen und ermöglicht es Ihrem Kind, bei Fragen oder Problemen auf Sie zuzukommen.

Unterstützung und Hilfe anbieten

Versichern Sie Ihrem Kind, dass es jederzeit mit Problemen oder Fragen zu Ihnen kommen kann, ohne Angst vor Bestrafung haben zu müssen. Schaffen Sie ein unterstützendes Umfeld, in dem sich Ihr Kind sicher und verstanden fühlt. Dies fördert das Vertrauen und die Bereitschaft, sich Ihnen anzuvertrauen.

Verständnis der digitalen Welt fördern

Als Entern(-teil) sollten Sie sich mit den digitalen Plattformen und sozialen Medien, die ihre Kinder nutzen, vertraut machen. Wissen über die Funktionsweisen und die Risiken dieser Plattformen ermöglicht es Ihnen, besser zu verstehen, womit Ihr Kind täglich konfrontiert ist. Diskutieren Sie gemeinsam die Sicherheits- und Privatsphäre Einstellungen der genutzten Plattformen.

Sprechen Sie auch darüber, welche Kommunikationskanäle generell verschlüsselt und sicher sind, um die Privatsphäre zu schützen und das Risiko eines unbefugten Zugriffs zu reduzieren (z.B. Signal, Threema, WhatsApp Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, Telegram)

Technologische Schutzmaßnahmen nutzen

Nutzen Sie ggf. technische Möglichkeiten, um die Sicherheit Ihres Kindes im Internet zu erhöhen. Installieren Sie Kindersicherungs- und Überwachungssoftware, die unangemessene Inhalte blockieren und Aktivitäten überwachen können. Achten Sie darauf, dies jederzeit transparent zu kommunizieren, um das Vertrauen Ihres Kindes nicht zu untergraben.

Bedeutung der (digitalen) Privatsphäre vermitteln

Erklären Sie Ihrem Kind, warum es wichtig ist, persönliche Informationen und Bilder nicht leichtfertig im Internet zu teilen. Diskutieren Sie die Konzepte von digitalen Fußabdrücken und den möglichen Konsequenzen des Verteilens privater Inhalte. Ihr Kind sollte verstehen, dass einmal geteilte Inhalte nur schwer wieder vollständig gelöscht werden können.

Gesetzliche Rahmenbedingungen erläutern

Informieren Sie Ihr Kind über die rechtlichen Aspekte von Sexting. Erläutern Sie, dass das Versenden, Empfangen oder Teilen von explizitem Material Minderjähriger strafbar ist und schwerwiegende rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann. Dies kann dazu beitragen, ein Bewusstsein für die Ernsthaftigkeit des Themas zu schaffen.

Respekt und Einwilligung betonen, Erkennen von Druck und Manipulation

Sprechen Sie über den wichtigen Unterschied zwischen einvernehmlichem und nicht einvernehmlichem Teilen von Bildern. Ihr Kind sollte verstehen, dass es niemals gezwungen werden darf, intime Bilder zu teilen und dass es das Recht hat, “Nein” zu sagen. Ebenso sollten Sie betonen, dass das Teilen von Bildern anderer Personen ohne deren Einwilligung respektlos und illegal ist.

Strategien zur Ablehnung entwickeln

Helfen Sie Ihrem Kind, Strategien zu entwickeln, wie es auf Aufforderungen zum Teilen intimer Bilder reagieren kann. Diskutieren Sie reale Beispiele und Szenarien, dies kann helfen das Thema greifbarer zu machen und mögliche Konsequenzen zu veranschaulichen. Ihr Kind sollte sich sicher fühlen, solche Situationen selbstbewusst und respektvoll zu meistern.

Vorbildfunktion übernehmen

Kinder lernen durch Beobachtung und Nachahmung, daher ist es wichtig, dass Sie selbst ein Bewusstsein für digitale Privatsphäre und Respekt vor dem Privaten anderer zeigen.

Übernehmen Sie die Vorbildfunktion, indem Sie selbst einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien und persönlichen Daten pflegen.

Externe Unterstützung nutzen, Elternnetzwerke aufbauen

Es gibt diverse externe Unterstützungsangebote und Organisationen, die sich auf sexuelle Aufklärung und Prävention spezialisiert haben. Nutzen Sie diese Ressourcen, um sich selbst weiter zu informieren und gegebenenfalls Unterstützung für Ihr Kind zu erhalten.

Zudem macht es Sinn Elternnetzwerke aufzubauen, um sich mit anderen Eltern auszutauschen. Die Freunde Ihrer Kinder werden wahrscheinlich ähnliche Fragen/Probleme haben und so können sich auch die Eltern gegenseitig unterstützen den Kindern bestmöglich zur Seite zu stehen.

Weitere Infos und Tipps zum Thema findest du unter www.safersexting.de